Ein interessanter Beitrag über die Arbeit und das Konzept des Vereins aus den Kieler Nachrichten vom 23.9.2014.
Es ist früher Nachmittag, die Sonne strahlt, verteilt glitzernde Lichter über den Plöner See, zwischen Stadtgebiet und Prinzeninsel beginnt das Leben zu pulsieren. Schüler wuseln über das Gelände des Schüler Ruder- und Segelvereins (SRSV), Jollen werden aus der Halle geschoben, Segel flattern im Wind, ein Motorboot gleitet vom Trailer ins Wasser. Ein ständiges Schnattern liegt in der Luft. Hier holt noch mal schnell einer einen Schlüssel, dort braucht ein anderer eine helfende Hand. Doch das Durcheinander ist nur scheinbar, alle haben ein Ziel: Gleich ist Training, gleich geht es auf das Wasser.
Während in anderen Wassersportvereinen um diese Zeit angespannte Ruhe herrscht, geht es hier entspannt betriebsam zu. Johannes Andresen betrachtet von seiner Bank aus genüsslich das Geschehen. Der 63-jährige, frisch pensionierte Gymnasiallehrer ist Randfigur und Mittelpunkt zugleich. Anlaufstation für Rat oder wenn ein Schuppenschlüssel benötigt wird, ansonsten aber eher Beobachter als Aufseher. Der Vereinsvorsitzende kann es laufen lassen, denn das Laufen haben seine Schützlinge gelernt. Der SRSV ist in Kooperationen mit den Schulen beispielhaft, wie Jugendarbeit funktionieren kann – mit einer Lage am Plöner See, die an Ferien erinnert statt an Schul-AG oder Training.
1947 wurde der SRSV als Internatsverein gegründet, vor 25 Jahren begann der Aufschwung. 1989 ergriff Andresen die Initiative, um den Club in einen eingetragenen Verein umzuwandeln. Mit sechs Schülern hat er damals angefangen, heute sind es rund 80 Kinder und Jugendliche, die mindestens einmal in der Woche zum Segeln oder Rudern kommen. Ein Meilenstein der Vereinsentwicklung war der Erwerb des Geländes 2000 durch die Vereinigung der Butenplöner. Der SRSV ist Dauerpächter und hat seitdem die Infrastruktur mit Zuschüssen von Stadt, Kreis, Landessportverband und Sponsoren intensiv aufgewertet. Boote wurden gekauft, die Immobilien renoviert und erweitert. Heute erstrahlt der Verein in weiß-grüner Vereinsoptik mit Hauptgebäude und Bootshalle, Jugendraum, Fitnesscenter und weiterem Lagerschuppen. Die Uferbefestigung ist saniert, der Rasen gemäht, Sitz- und Grillecken sind eingerichtet.
Doch Bootspark und Gebäude sind Resultat, nicht Grund der funktionierenden Vereinsarbeit. „Wir verfolgen nicht nur ein sportliches, sondern ein pädagogisches Konzept“, sagt Andresen. „Erst lernen die Kinder segeln, als Achtklässler übernehmen sie erste Aufgaben, wachsen in die Verantwortung. Später werden sie Kutterführer oder Trainer.“ Daher ist auch das Kuttersegeln ein wichtiger Baustein beim SRSV. Hier sind die Kinder nicht allein auf sich gestellt, sondern können in großer Gruppe segeln. Das hilft auch Ängste zu überwinden, wenn es mal stärker weht.
„Das Stöhnen über Nachwuchsmangel und Mitgliederschwund kann ich nicht im Ansatz bestätigen“, sagt Andresen und betont, dass das Konzept sowohl für das Segeln als auch für das Rudern funktioniert. Hilfreich ist der enge Kontakt von Verein und Schule. Der SRSV erweitert das AG-Angebot, das die Schulen allein nicht leisten könnten. Und über den Verein können auch die Eltern mit eingebunden werden. Andresen: „Es ist ein Geben und Nehmen. Die Schule leistet einen Teil des Trainings mit und der Verein bildet die Hülle um die AG.“
Und insbesondere das Gymnasium, das sich durch ältere Schüler verstärkt in den Verein einbringen kann, weiß das Angebot zu schätzen. „Die Anlage ist ein Kleinod, die unserer Schule ein erweitertes Angebot ermöglicht. Neben der Musik und den künstlerischen Aspekten macht das das Gymnasium Plön besonders. Der Wassersport ist pädagogisch wertvoll, ein Teamsport, bei dem Vertrauen und Verantwortung gefordert wird“, sagt Schulleiterin Anne Paulsen. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal für unsere Schule, das wir gern erhalten wollen.“ Diese Herausforderung hänge an der Schule auch vom Engagement der Kollegen ab. Johannes Andresen will auch nach der beruflichen Pensionierung mitwirken, diese zu meistern: „Wir werden den Übergang gemeinsam gestalten“, sagt er und beobachtet zufrieden, wie einige seiner ehemaligen Schüler als Trainer die Betreuung der Jüngeren übernommen haben: „Zu sehen, wie selbständig sie sind, und zu wissen, dass einige auch schon im Jugendausschuss des Seglerverbandes Verantwortung übernommen haben, ist innere Belohnung.“
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